Redschi in Fidschi

Bula Fiji! Für 4 Monate auf die andere Seite der Erde - von Deutschland nach Fidschi. Auf der Südseeinsel werde ich ein Prakikum beim Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen absolvieren. Dieser Blog soll für Euch und für mich als Tagebuch dieser hoffentlich spannenden Zeit dienen. Viel Spaß beim Lesen!

Dezember 26, 2006

Kalte Weihnachten

Froehliche, kalte Weihnachten an alle meine Blog-Leser! Ich bin seit 5 Tagen in Australien, die ersten beiden in Sydney waren nicht ganz so warm wie erwartet (etwa 25 Grad, normalerweise 35), seit 2 Tagen bin ich auf einer Farm in den Snowy Mountains und ich muss sagen, der Name ist nicht schlecht gewaehlt. Warum? Gestern Nacht hat es tatsaechlich geschneit! Der Europaer mag nun denken: haja, ist doch ganz normal, zu Weihnachten gehoert Schnee. Nun, wer das denkt hat nicht bedacht, dass Australien auf der Suedhalbkugel liegt und wir hier gerade Hochsommer haben, eigentlich. Selbst hier, in den Bergen, sollte es 30 Grad haben. Es hat aber 7 - und Schnee. Ziemlich verrueckt. Der Klimawandel laesst gruessen! Ich finde es aber ganz angenehm, endlich kommt meine Jacke mal zum Einsatz, die musste die letzten 2 1/2 Monate im Schrank verbringen. Und auf Fidschi war es die letzten Tage vor meinem Abflug richtig heiss und schwuel, so wird es wohl auch den ganzen Januar und Februar sein. Die Abkuehlung tut also gut.
Mein Weihnachten war sehr australisch: Geschenke auspacken erst am 25. am Morgen, danach ein richtiges Roast-Mittagessen mit leckerem Mango-Hummer-Salat als Vorspeise und Christmas-Pudding als Nachtisch. Und Massen von Geschenken - der Weihnachtskommerz laesst gruessen. Morgen geht's wieder zurueck nach Sydney und am Freitag nach Brisbane, wo ich meinen evakuierten Kollegen ueber Silvester besuchen werde. Fotots gibt's, wenn ich wieder eine passable Internet-Verbindung habe, Farm-Internet ist seeeehr langsam...

Dezember 17, 2006

Wochenende

Dieses Wochenende war wirklich sehr entspannend. Was heißt war - es ist ja noch gar nicht vorbei! Während ich diesen Post schreibe, ist es Sonntag Nachmittag, 16 Uhr Suva time und ich verbringe den Nachmittag alleine und entspannt zuhause. Ich genieße es richtig, mal für ein paar Stunden alleine zu sein, ohne Mitbewohnerin, ohne Kollegen, ohne Freunde. Als ich hier neu war, wollte ich auf keinen Fall auch nur eine Minute alleine sein und nichts und niemanden verpassen - man muss sich ja Freunde suchen im fremden Land. Aber mittlerweile habe ich meine Gruppe gefunden, und es ist mehr als ok, auch mal ohne zu sein. Ich glaube, das bedeutet, dass man sich wirklich eingelebt hat! Nicht schlecht, oder?!
Heute morgen mussten wir (= Helga-Bara, meine isländische Kollegein und Freundin und ich), unseren kolumbianisch-australischen Kollegen und Freund Santiago zum Flughafen bringen. Er wurde vor 2 Wochen wegen des Coups nach Australien evakuiert - ohne dass man ihm vorher gesagt hatte, dass er das Land verlassen muss. Er hat demnach ziemlich viel von seinem Zeug hier gelassen. Auf seinem Heimflug von einer Dienstreise in Samoa nach Australien hat er heute einen geheimen Zwischenstop in Fidschi (unversichert!) gemacht, um sein Zeug zu holen. Und er hat hier 8 Monate gelebt = Massen von Zeug. War schon traurig, ihn gehen zu sehen, eigentlich wäre er bis März geblieben und wir 3 hatten schon einige Trips geplant...So beeinflusst der Coup auch unser Leben - unsere Freunde (in diesem Falle "Australian Youth Ambassadors") werden uns weggenommen, ganz schön gemein! Aber vielleicht können wir ihn ja über Silvester besuchen - ich bin ja sowieso in Australien (noch 4 mal schlafen, dann geht's los *freu*!) und Helga-Bara überlegt auch schon...ich werde berichten. Hier noch ein Foto von heute Morgen, Flughafen Nausori, Helga-Bara, ihr neues Auto (gestern gekommen) und Santiago.

Dezember 13, 2006

Caqali

Am Wochenende haben wir uns die Laune trotz des Putsches nicht verderben lassen, und haben einen super-schönen Ausflug nach Caqali (sprich: Thang-galai) gemacht. Das ist eine Mini-Insel (und mit mini meine ich: einmal zu Fuß in 15 Minuten umrunden), auf der sich ein Backpacker-Resort befindet, das von der methodistischen Kirche betrieben wird. Samstags vormittags sind wir dort angekommen und wurden erstmal mit einem leckeren Mittagessen versorgt. Am Nachmittag stand dann auf dem Plan: lesen, am Strand liegen, lesen, schwimmen, schlafen, lesen, schwimmen, am Strand liegen - Entspannung total! Abends gab's dann ein Lagerfeuer am Strand, Gitarrenmusik und Kava. Der nächste Vormittag ähnelte dann stark dem Samstag Nachmittag...Mittags gab's Lovo, im "Erdofen" zubereitetes Essen (siehe Foto). Um 14 mussten wir dann leider schon wieder ins Boot steigen und zurück nach Suva fahren. Es war kurz, aber schön und entspannend. Hier noch ein paar Impressionen:


Traumstrand, kristallklares Wasser, Palmen...

...Entspannung pur. Hier ist das Fidschi-Klischee voll erfüllt! Im Vordergrund: Loa (Unicef-Praktikanten) und gut versteckt dahinter bin ich.

Unser Mittagessen: Lovo, im heißen Erdloch zubereiteter Fisch, Hühnchen, Gemüse usw. Sehr lecker, aber definitiv schwierig nachzukochen...

Diktatur?

Lebe ich in einer Diktatur? Laut Laisenia Quarase, dem "entlassenen" (=weggeputschten) Premierminister Fidschis schon. Wie Ihr an unten stehendem Artikel sehen könnt, akzeptiert er seine Weg-Putschung allerdings nicht ganz. Wir haben es hier mit einem klassischen "schleichenden Putsch" zu tun. Ich wusste, bevor ich in dieses Land kam, überhaupt nicht, dass es verschiedene Arten von Putsches gibt. Man lernt offensichtlich nie aus!
Ich möchte Euch den folgenden Artikel der fijitimes nicht vorenthalten. Falls Ihr keine Lust habt, ihn ganz zu lesen, richtet Eure Aufmerksamkeit wenigstens auf den zweitletzten Absatz - das ist es, wofür wir Deutschen in der Welt bekannt sind. Traurig.

Fiji sliding into dictatorship, says Qarase
Wednesday, December 13, 2006
Deposed Fiji prime minister Laisenia Qarase says Fiji is sliding into dictatorship while denying claims by the military regime that he was plotting to set up a de facto government.
Military ruler Commodore Voreqe Bainimarama, who seized power last week, said yesterday he had received information that Mr Qarase was planning to set up a de facto government in the country's west.
Commodore Bainimarama warned Mr Qarase and his supporters that any rival government would be put down and those assisting would be "putting themselves in harm's way".
Mr Qarase vehemently denied the charge during an interview with the Melbourne Age newspaper from his home island of Vanuabalavu in the Lau Group, where he fled after the coup.
"I don't know what his intentions are, but he's misleading the people as usual," Mr Qarase said.
"There is absolutely no plan to set up any government. There is one legal government in the country, that is mine. Then there's his government and now he's talking about another one. He's making a fool of Fiji in the international community.
"Our country is sliding rapidly into a total dictatorship. The signs are there - people are being rounded up, being intimidated, particularly in Suva. This is the sort of dictatorship you found when Idi Amin was in Uganda. Bainimarama's in that category - Saddam Hussein, Hitler, Idi Amin."
Mr Qarase still plans to defy Commodore Bainimarama's call to stay on Vanua Balavu and will make no attempts to conceal his return to Suva later this week.

Dezember 08, 2006

Alles ruhig im Coup-Land

Für alle die es noch nicht mitbekommen haben: wir hatten einen Coup. Also so richtig: Militär setzt Regierung ab, schwört eine Marionette als neuen Premierminister ein, entlässt alle Menschen, die wichtige Positionen haben. Der Aufschrei hier im Pazifik ist groß, Neuseeland und Australien sind am flippen. Der Rest der Welt verbucht es wohl unter der Kategorie "weiteres gescheitertes Land". Und die Fidschianer? Nun, es ist ihr 4. Coup in 19 Jahren und so unglaublich das auch klingen mag - sie scheinen sich daran gewöhnt zu haben. Traurig aber wahr...Ich bin mir noch nicht sicher, was ich davon halten soll. Die Regierung war korrupt, die Wahlen waren nicht ganz fair. Das ist aber dennoch kein Grund, dass ein verrückter Kommander alles über den Haufen schmeißt. Das Land ist einfach so komplex...ein einfaches ja oder nein/gut oder schlecht/gerecht- oder ungerechtfertigt kann es hier nicht geben. Ich werde weiter darüber nachdenken.
Die Straßen von Suva sind ruhig. Es sind wider Erwarten keine randalierenden Gangs durch die Stadt gezogen. Ich hoffe, das bleibt so. Ich kann am Wochenende sogar einen geplanten Ausflug auf eine kleine Insel machen (*relax*). Ich werde darüber berichten! Bald, versprochen, und vielleicht sogar mit Bild!